DFB Fair Play-Medaillen 2017 in Kaiserslautern verliehen

Andreas Neuendorf konnte in seiner langen Bundesliga-Karriere einmal die Vizemeisterschaft mit Leverkusen verbuchen, auch mit Bayer und später mit Hertha BSC schaffte er jeweils den dritten Platz. Nun wurde ihm eine weitere Auszeichnung verliehen. Der Mann, der "Zecke" auf dem Trikot stehen hatte, bekam am Sonntag in Kaiserslautern die DFB Fair Play-Medaille verliehen. Seit 1997 läuft die DFB-Kampagne, mit der Spieler, Mannschaften und Funktionäre für ihr faires Verhalten ausgezeichnet werden. Auch ein Spieler aus Westfalen wurde geehrt.

In der Saison 2016/17 gingen mehr als 800 Meldungen in den Landesverbänden ein. Gemeldet wurden kleine und große Gesten, die jedoch ein Gedanke vereint: Fair Play. Die Protagonisten der eindrucksvollsten Geschichten wurden nun in Kaiserslautern mit der Fair Play-Medaille ausgezeichnet.

Aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) wurde FLVW-Fairplay-Jahressieger Julian Reus ausgezeichnet. Der Spieler des FC Epe (Kreis Ahaus/Coesfeld) wurde für sein vorbildliches Verhalten im spannenden Bezirksliga-Derby gegen die Nachbarn von Vorwärts Epe gewürdigt. Dabei führte Vorwärts in der 80. Spielminute mit 2:1, als der Schiedsrichter ein vermeintliches Foulspiel an Julian Reus pfiff und den Gegenspieler mit der Gelb-Roten Karte des Platzes verwies. Reus ging jedoch sofort zum Unparteiischen und erklärte ihm, dass er nur weggerutscht sei und es somit kein Foulspiel war. Der Schiedsrichter bedankte sich und nahm den Platzverweis umgehend zurück. Der FC Epe belohnte sich selbst für die faire Aktion und schoss in der Nachspielzeit den Schlusstreffer zum 2:2.

Seit der Premiere der Aktion "Fair ist mehr" vor 20 Jahren zählten die 21 Landesverbände mehr als 8.000 Einsendungen. Fair Play lebt. Insbesondere im Amateurfußball. Dort ist inzwischen auch der ehemalige Bundesligaspieler von Hertha BSC, Andreas "Zecke" Neuendorf, tätig. Als Jugendtrainer ist er auf den Berliner Sportplätzen aktiv.

Fair Play-Medaille an Julian Reus

Sein breites soziales Wirken, zum Beispiel beim Thema Inklusion oder sein Engagement für die Jugendmannschaft in der Jugendstrafanstalt, ist immer am Fair Play-Gedanken orientiert, weshalb die Jury Neuendorf als Nachfolger von Vorjahrssieger Niko Kovac kürte. Der Eintracht-Trainer wurde für sein vorbildliches Verhalten während der Relegationsspiele im vergangenen Jahr mit der Fair Play-Medaille in der Kategorie "Profi" ausgezeichnet.

Wertschätzung für ihre fairen Gesten erhalten auch die Amateurfußballer in Deutschland. In diesem Jahr würdigte die Jury Matthias Leonhardt vom SV Dresden-Pillnitz aus Sachsen. Als Funktionär seines Vereins bemerkte Leonhardt, dass ein nicht-spielberechtigter Spieler in einem Pflichtspiel seines Vereins zum Einsatz kam.

Sonderpreis für die Fans des TSV Havelse

Diese versuchte Unsportlichkeit brachte Leonhardt sofort zur "Selbstanzeige" und sorgte damit bei seinen Vereinskollegen durchaus für Unmut. Der folgerichtige Punktabzug hatte Auswirkungen auf den Klassenverbleib seines Teams. Trotz dieser drastischen Konsequenzen handelte Leonhardt sportlich fair und verzichtete auf den dringend benötigten Punktgewinn.

Neben dem Profi "Zecke" Neuendorf, der seinen Spitznamen von Ulf Kirsten nach einer längeren Erkrankung durch einen Zeckenbiss bekam, und dem Amateur Leonhardt verlieh die Jury eine weitere Fair Play-Medaille: Die Fans des TSV Havelse erhielten einen Sonderpreis. Als im Spiel gegen Norderstedt plötzlich strömender Regen einsetzte, luden die Fans des TSV die gegnerischen Anhänger zu sich auf die überdachte Tribüne ein, von der beide Fanlager die Mannschaften abwechselnd anfeuerten.

Bild (von links nach rechts): WDFV-Präsident Hermann Korfmacher, Miroslav Klose, FLVW-Fairplay-Beauftragter Michael Lichtnecker, Preisträger Julian Reus (FC Epe), DFB-Präsident Reinhard Grindel, FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski, Inka Müller-Schmäh, Guido Buchwald und Andreas „Zecke“ Neuendorf