Der Urban Trail bildet im DLV eine weitere Säule der Laufbewegung

Für einen eingefleischten Leichtathleten war die Situation etwas befremdlich: Niemand rannte vor dem Start nervös auf und ab oder absolvierte noch einige Steigerungen. Jeder der circa 1.000 Läuferinnen und Läufer war beim ersten Urban Trail in Dortmund im Start-Ziel-Bereich die Ruhe in Person. Hektik wäre auch nicht angebracht gewesen, denn der Lauf hatte keinen Wettkampfcharakter. Er bildete vielmehr eine sportliche Sighseeing-Tour durch Dortmunds City.

Dabei gab es jede Menge zu sehen und zu fotografieren, so unter anderem das Orchesterzentrum, die Krügerpassage, den Alten Markt, die Berswordthalle-Halle, den Adlerturm, das Rathaus, den Stadtgarten, das Theater Dortmund,  den Westpark, das Fußballmuseum, die Stadt- und Landesbibliothek und den Propsteihof. Insgesamt wurden 17 Eventpunkte angelaufen. 

Gestartet wurde auf dem Dortmunder Hansaplatz in mehreren „Wellen“. Dadurch dauerte der Start rund 30 Minuten. Anschließend konnte man die Sightseeing-Tour locker und entspannt genießen. Auch bei schmaleren Passagen und an Treppen beobachtete man kein Gedränge. Auf der Hälfte der Strecke gab es eine Verpflegungsstation, bei „Wenkers“ am Alten Markt sogar ein frisch Gezapftes.

Da der Urban Trail kein Rennen sondern ein Erlebnislauf war, erfolgte auf der etwa 10km-langen Strecke keine offizielle Zeitmessung. Viele Läuferinnen und Läufer trugen jedoch eine Smartwatch am Handgelenk, sodass sie über ihre  Zeit und ihre zurückgelegte Strecke jederzeit informiert waren. Der Parcours war dabei übersichtlich. Darüber hinaus wiesen zahlreiche freundliche Helferinnen und Helfer der bunten und fröhlichen Läuferschar den Weg.

Im Ziel erhielt jede Läuferin und jeder Läufer auf dem Hansamarkt ein Frühstück. Dies war im gestaffelten Startgeld von 28 Euro (für die ersten 1.000 Meldungen) bis 35 Euro (Nachmeldung vor Ort) genauso enthalten wie eine attraktive Finishermedaille.

Laufen und Sightseeing werden miteinander verbunden

Das innovative Veranstaltungskonzept fand in Dortmund bei den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern großen Anklang. „Besser kann man Laufen und Sightseeing nicht miteinander verbinden. Zudem ist es schön, einmal ohne jeglichen Leistungsdruck bei einem Lauf zu starten", betonte der 58-jährige Detlev Vierhaus, der tags zuvor noch am Panorama-Marathon in Bergkamen und zwei Tage vorher am Abendlauf in Witten teilgenommen hatte. Vierhaus kritisierte lediglich, dass nur diejenigen das Fußball-Museum betreten durften, die vorher an der Torwand erfolgreich waren. Die anderen mussten um das Gebäude herum laufen.

Michael Erbe, der sich sechs Wochen zuvor beim Halbmarathon in Bochum auf 1:21:19 Stunden  verbesserte, freute sich, dass er unterwegs ein Bier ausgeschenkt bekam. Obwohl der Andrang hinter ihm so groß war, nahm er noch ein weiteres kühles Blondes mit auf die Strecke und schaffte es, den Gerstensaft nicht zu verschütten. "Das soll gut für die Koordination sein", meinte der 48-jährige Dortmunder.

Jesko Kohlstedt absolvierte mit seiner Lebensgefährtin Alba Nieczorek die 10km-lange Strecke. Das laufende Paar zeigte sich anschließend begeistert: „Der Lauf war unwahrscheinlich spannend, denn ein touristisches Highlight jagte das andere. Gefallen hat uns vor allem das Orchesterzentrum, das Schauspielhaus, der Bierausschank am Alten Markt und Cheerleaderinnen im Westpark. Auch die Organisation war erstklassig". Der Dortmunder Wolfgang Seebacher lobte vor allem die Streckenauswahl: „Ich bin vor 70 Jahren in Dortmund geboren und dachte vorher, dass ich diese Stadt wie meine Westentasche kenne. Allerdings habe ich heute während des Laufes Dinge gesehen, die ich vorher noch nicht kannte. Lediglich das Startgeld war meiner Meinung etwas zu hoch.“

Den Urban Trail gibt es schon seit vier Jahren

Der Urban Trail wird bereits seit 2013 in Belgien, Luxemburg, Frankreich, den Niederlanden  und Skandinavien erfolgreich durchgeführt. Beim ersten Urban Trail in Antwerpen starteten 2013 rund 4.000 Läuferinnen und Läufer. 2016 waren es schon 12.000. Organisiert werden die Urban Trails von der Deutschland läuft GmbH. Diese ist ein Joint Venture zwischen der Deutschen Leichtathletik Marketing GmbH (DLM) und der Golazo Sports GmbH, die zur international operierenden Golazo Group gehört. Das Ziel des Joint Ventures ist, mit dem innovativen Veranstaltungskonzept noch mehr Menschen für einen gesundheitsbewussten und sportlichen Lebensstil zu begeistern und die Urban Trails als eine weitere Säule der deutschen Laufbewegung zu etablieren. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) unterstützt die Deutschland läuft GmbH in ihrem Vorhaben und verspricht sich von seinem Engagement die Förderung einer gesunden Sportkultur und des Breitensports sowie die Aktivierung neuer Mitglieder für Vereine und Lauftreffs.

In Deutschland fanden in diesem Jahr vier Urban Trails statt. Den Auftakt bildeten Berlin-Spandau am 7. Mai 2017 und Bochum am 18. Juni 2017. Es  folgen Oberhausen am 9. Juli 2017 und Dortmund. Eine Ausweitung der Serie 2018 befindet sich bereits in Planung.