David Valentin läuft beim 10-Kilometer-Lauf in Jerusalem auf Platz drei

Die Kulisse für einen Marathon mit integrierten Läufen über 21,1 und 10 Kilometer kann kaum spektakulärer sein als in Jerusalem. Im Zentrum der drei großen monotheistischen Weltreligionen von Christen, Juden und Muslimen einen Marathonlauf zu veranstalten, mutete schon bei seiner Planung vor knapp zehn Jahren als ein wenig umsetzbares Vorhaben an.

Nur eine fixe Idee, wie sie spleeniger kaum sein konnte, oder steckte doch mehr als nur ein kluger Geistesblitz hinter dem Entschluss, an diesem historischen Ort mit all seinen Problemen einen Marathonlauf ausrichten zu wollen? Wie die Zeit heute lehrt, waren die Organisatoren des Jerusalem-Marathons damals ihrer Zeit schon ein gutes Stück voraus, und was selbst kühnste Optimisten nicht für möglich gehalten hätten: Der Jerusalem-Marathon ist zu einem festen und unverzichtbaren Bestandteil des internationalen Marathonkalenders geworden. Denn, wo kann man sich die Geschichte besser erlaufen als eben in Jerusalem.

Für den Sprockhöveler Langstreckler David Valentin war es die erste Reise in den Nahen Osten. Insgesamt eine Woche tourte der deutsche Juniorenmeister im Trikot der LG Olympia Dortmund durch Israel, um Land und Leute besser kennenzulernen. Sportlicher Höhepunkt der Reise war die Teilnahme am 10-Kilometer-Lauf beim 9. Jerusalem-Marathon. Knapp 9.000 Aktive nahmen zusammen mit dem 21-Jährigen die „Sightrunning-Tour“ durch die Geschichte einer faszinierenden und multikulturellen Metropole auf sich. Vom Start unterhalb des israelischen Parlaments, der Knesset, gegenüber dem modernen Israelmuseum kreuzte die Streckenführung weitere bekannte Punkte wie das Jaffator, das Armenierviertel in der Altstadt und das Ziontor. Weiter ging es auf dem Weg durch das 890 Meter hoch gelegene Jerusalem am Sultans-Pool vorbei, um anschließend durch Mishkenot Sha'ananim und die deutsche Kolonie in Richtung Ziel am Sacherpark abzubiegen.

Anspruchsvolle Strecke mit läuferischem Sightseeing

Die Szenerie hätte wohl kaum eindrucksvoller ausfallen können. Aber die Strecke ist nicht nur ein läuferisches Sightrunning der besonderen Art, sondern sie erfordert auch wegen ihres anspruchsvollen Profils ein gewisses Maß an Kondition. Aufgrund der topografischen Besonderheiten sind schnelle Zeiten beim Jerusalem-Marathon sowieso nicht zu erwarten

Alles spielte in diesem Jahr mit. Das Wetter von einem blank geputzten Himmel mit läuferfreundlichen Temperaturen von knapp an die 17° C sowie die Stimmung in der Stadt als auch später im Ziel im Sacherpark. Hier feierten Tausende im Anschluss ausgelassen und friedlich ein riesiges Volksfest mit anschließendem Happening.

David Valentin hatte sich sofort nach dem Start des 10-Kilometer-Laufs zusammen mit sechs weiteren Läufern vom Rest des Feldes abgesetzt. Bis Kilometer acht blieb die Gruppe zusammen, Ausreißversuche wurden schon im Keim erstickt. An der härtesten Steigung auf der Strecke trennte sich dann die Spreu vom Weizen. Ganz vorne stritten ein Läufer aus Eritrea und ein Äthiopier um den Sieg, dahinter kämpfte Valentin mit dem Vorjahressieger aus Ungarn, Csere Gaspar, um den Platz auf den Siegertreppchen. Bis 300 Meter vor dem Ziel am Sacherpark blieb es bei dem Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kontrahenten. Erst ein fulminanter Endspurt katapultierte den jungen Deutschen auf Platz drei mit einer Zeit von 33:23 Minuten. Für David Valentin mit Sicherheit der größte internationale Erfolg seiner Laufkarriere.

Für die kommenden Wochen war der Wettkampf in Jerusalem eine wichtige Standortbestimmung. Schon am kommenden Wochenende startet David Valentin in Köln beim erstmals ausgetragen Basteilauf über 10 Kilometer. Anschließend steht bei der deutschen Meisterschaft im Halbmarathon in Freiburg ein weiterer Meilenstein im Frühjahr auf der Laufagenda des künftigen Bundeswehrangehörigen. Ende April möchte David Valentin dann beim Norder Citylauf einmal mehr sein Potenzial abrufen und den Sieg einfahren.