Bielefelder Leichtathleten trauen um Erfolgstrainer Heinz Klatt

Er wurde 85 Jahre alt, verlor aber auf besonders tragische Weise sein Leben: Heinz Klatt, der Leichtathletik-Mentor von Fichte Bielefeld und erfolgreicher Trainer mit A-Lizenz, stürzte am Montagmorgen so unglücklich auf den Kopf, dass ihm seine Lebenspartnerin Kerstin Poltrock und der von ihr gerufene Notarzt nicht mehr helfen konnten. Zum Verhängnis war ihm das Blitzeis geworden, als er nichtsahnend über zwei spiegelglatte Stufen einer Außentreppe die Zeitung holen wollte.

Gerade erst hatte Heinz Klatt zu seiner Freude und Erleichterung einen Corona-Impftermin im Februar erhalten. Und man schmiedete bereits an Urlaubs- und anderen Plänen. Die Stimmung war gut, zumal er wieder begonnen hatte, täglich eine Stunde lang seine körperliche Fitness aufzubessern. Früher unterrichtete der in Pommern geborene und in Milse aufgewachsene Pädagoge in fünf Fächern und betreute an der Martin-Niemöller-Gesamtschule auch Sportteams. Weil er Talente, die ihm auffielen, in einem Verein weiter fördern wollte, baute er ab 1973 die Fichte-Leichtathletik auf.

Schon drei Jahre später glänzte seine weibliche Sprintstaffel mit deutschem B-Jugendrekord über 4x100 m (47,8 Sek.). Dem folgte damals eine Einladung ins ZDF-Sportstudio, wo die von Klatt propagierte Stabübergabe („Schlagwechsel“ von oben nach unten) vorgestellt wurde. 1981 gewann Staffelmitglied Marion Kronsbein den deutschen Juniorinnen-Vizetitel über 400 m, ihre 53,93 Sekunden waren bis 2017 Ostwestfalen-Rekord. Schnelle Zeiten lieferten bald auch Sprinter wie Rainer Berger oder Stefan Fichtner ab.

Besonders erfolgreich war Klatt als Hürdentrainer. „Dabei bin ich selbst nie über Hürden gelaufen“, gab er zu. Mit brillanter Technik begeisterte um 1980 Thomas Staude, der seine sportliche Laufbahn früh beendete – anders als Kerstin Poltrock. Mit ihr wechselte Heinz Klatt 1985 für einige Jahre zum LC Paderborn, wo er auch die Top-Hürdensprinterin Regina Ahlke (WM- und EM-Starterin in der Halle) betreute. Kerstin Poltrock trug das Nationaltrikot bei Länderkämpfen, sie lief die 100 m Hürden in 13,44 Sek. und erzielte 1987 mit 6,51 m im Weitsprung sogar eine deutsche Jahresbestleistung.

Aus der „großen“ Leichtathletik hatte sich Heinz Klatt längst zurückgezogen, bis zuletzt aber Freude daran gehabt, Talenten beim Training fachlich fundierte Tipps zu geben. Immer arbeitete er gern mit jungen Menschen und wurde von ihnen respektiert, weil er den richtigen Ton fand.