Doch dann schlug er auf dem Rundkurs die falsche Richtung ein, bemerkte seinen Fauxpas allerdings noch früh genug und lief nach 29:02 Minuten und einer Sekunde Vorsprung auf Simon Boch ins Ziel. Dritter wurde Marathon-Ass Philipp Pflieger (beide LG Telis Finanz Regensburg) mit 29:10 Minuten. Die Regensburger waren auch klar das stärkste Team in Bad Liebenzell mit sechs Läufern unter den besten elf.
„Das war mein national bisher größter Erfolg. Schließlich habe ich nicht nur in der U23-Klasse gewonnen, sondern auch bei den Männern“, jubelte der 22-Jährige nach seinem doppelten Gold-Coup. Der Sieg ist umso überraschender, da Amanal Petros vor Wochenfrist beim ISTAF in Berlin noch Lehrgeld zahlen musste und in 14:11,40 Minuten ohne Chance war. Zum Vergleich: In Bad Liebenzell lief der Zweite der U23-EM zwei Fünf-Kilometer-Abschnitte in etwa 14:30 Minuten. „Darum habe ich heute auch gar nicht mit so einer starken Zeit und dem Titel gerechnet“, sagte der Langstreckler ganz offen.
Für Amanal Petros war der Sieg bei der 10-Kilometer-DM gleichzeitig die geglückte Revanche für die Niederlage bei der 10.000-Meter-DM Mitte Mai in Bautzen. Dort hatte der Bielefelder bis zur letzten Runde für die Pace gesorgt, musste dann aber den spurtstarken Simon Boch ziehen lassen und sich mit Silber begnügen. Nun drehte er den Spieß um. Bad Liebenzell scheint ohnehin ein gutes Pflaster für Amanal Petros zu sein.2015 lief er dort seine 10-km-Bestzeit von 28:49 Minuten, nun blieb er nur 13 Sekunden über seiner Bestmarke und lief die zweitbeste Zeit seiner Karriere. Der Deutsche Meister lobte nach dem Rennen die „tolle Stimmung an der Strecke“. Für den 22-Jährigen geht mit der 10-Kilometer-DM eine starke Saison zu Ende. So lief Amanal Petros in den vergangenen Monaten Bestzeiten über 3000, 5000 und 10.000 Meter. Dazu gab’s Silber bei der U23-EM über 10.000 Meter. Am Montag startet für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Dann beginnt Amanal Petros seine Grundausbildung bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Hendrik Pfeiffer verpasst Medaille nur knapp
Bestzeit ja, Trauer trotzdem – auf diese kurze Formel lässt sich Hendrik Pfeiffers Gemütszustand nach den Deutschen 10km-Straßenlauf-Meisterschaftennzusammenfassen. Am Ende gab es den undankbarsten aller Plätze für den Langstreckenspezialisten des TV Wattenscheid 01: Pfeiffer wurde Vierter, mit wenigen Sekunden Abstand. Dabei sprang für den Wattenscheider eine neue persönliche Bestleistung über diese Strecke heraus: 29 Minuten und zehn Sekunden benötigte Hendrik Pfeiffer. Auf der Zielgeraden war Pfeiffer in der führenden Sechser-Gruppe, bis 50 Meter vor dem Ziel schien Bronze noch sicher, im Sprint vor dem Ziel musste er dann aber seinen Konkurrenten Philipp Pflieger noch an sich vorbeiziehen lassen. Trotz des eigentlich guten Ergebnisses war Hendrik Pfeiffer nach dem Rennen stinkig: „Für einen guten Spurt hatte ich dann doch wohl zu viele Marathon-Trainingskilometer in den Beinen“, sagte er in Bad Liebenzell. Das wird nicht besser: Trainer Tono Kirschbaum kündigte an, „dass in den nächsten zwei Tagen noch mal jede Woche über 200 Kilometer anstehen. Aber die Form stimmt, wir sind optimistisch.“ Am ersten Oktober will Hendrik Pfeiffer beim Köln-Marathon eine gute Figur abgeben. Ein kleines Trostpflaster für den TV Wattenscheid 01 brachte die Mannschaftswertung: Jan Hense als 27. (31:05) und Christoph Uphues als 33. (31:20) machten die Bronzemedaille für das Team perfekt. „Die beiden haben sich hervorragend geschlagen“, sagte Tono Kirschbaum.
Ein starkes Rennen absolvierte auch Leif Gunkel (LG Olympia Dortmund), der in der neuen persönlichen Bestzeit von 30:11 Minuten als 13. einlief. Der 21-jährige Dortmunder, der in Göttingen Medizin studiert, legte mit vielversprechenden Leistung die Grundlage für den respektablen fünften Platz in der LG Olympia Dortmund in der Mannschaftswertung. An diesem Achtungserfolg waren noch Fabian Dillenhöfer (17. in 30:29 Min.) und Patric Meinike (34. in 31:23 Min.) beteiligt.
Bei den Damen hatte es Christl Dörschel (SG Wenden), die 28. in 36:29 Minuten war, von den westfälischen Läuferinnen am eiligsten.