9.071 Sportler sorgen beim Vivawest-Marathon für neuen Teilnehmerrekord

Eine gelungene Mischung aus Industriekultur und Natur bildet der Vivawest-Marathon, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. 9071 Sportlerinnen und Sportler sorgten bei der fünften Auflage dieses Laufes, der die Städte Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck miteinander verbindet, für einen neuen Teilnehmerrekord (bisher 8.043). Nach offiziellen Angaben säumten mehr als 100.000 Zuschauer die Strecke.

Spannung pur prägte die Entscheidung der Männer. Bei Streckenmitte lag noch eine sechsköpfige Spitzengruppe zusammen, aus der sich in der Endphase der Marokkaner Abid Ezamzani und Vorjahressieger Elias Sansar (LG Lage Detmold/Bad Salzuflen) herauslösten. Beide belauerten sich bis zum Schluss gegenseitig. Auf der Zielgerade trat Abid Ezamzani plötzlich an und setzte sich nach einem spannenden Spurt in 2:26:15 Stunden vor Elias Sansar (2:26:18 Std.) durch Der Marokkaner, der eine Halbmarathonbestzeit von 62:00 Minuten hat, gab auf der Strecke quer durchs Ruhrgebiet sein Debüt auf der Marathon-Distanz und konnte für seinen Erfolg eine Prämie von 1.000 Euro kassieren. Auf den Lauf, bei dem er den Streckenrekord von Florian Neuschwander aus dem Jahr 2013 um 18 Sekunden verpasste, hatte er sich nicht speziell vorbereitet. Ihm ging es in erster Linie um das Geld, mit dem er seinen Lebensunterhalt finanziert. Elias Sansar, der die knappe Spurtniederlage sportlich fair hinnahm, war deutlich schneller als im Vorjahr (2:29:00 Std.). Zuvor hatte der Kurde mit dem deutschen Pass den traditionellen Hermannslauf über 31,1 km zum zehnten Mal in 1:46:39 Stunden gewonnen.  

Den dritten Platz erkämpfte sich Jan Simon Hamann (Hamburg running) in 2:27:25 Stunden. Um den deutschen Marathonmeister von 2012 war es in letzter Zeit ein wenig still geworden. Der inzwischen 30-Jährige, der in den Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, hat sein Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften an der Ruhr-Universität abgeschlossen und arbeitet inzwischen für einen Verlag als Lektor. „Dadurch kann ich nur noch eingeschränkt trainieren, sodass ich meine Ambitionen herunterschrauben muss,“ erklärte der Ex-Bochumer, der eine Marathonbestzeit von 2:19:46 Stunden hat.  

Der Lauf der Frauen war eine klare Angelegenheit für Sigrid Bühler (LAZ Puma Rhein-Sieg), die in  2:57:16 Stunden einen komfortablen Vorsprung vor Birgit Schönherr-Hölscher (PV Triathlon Witten, 3:09:43 Std.) und Anke Lehmann (TuS Drewenack, 3:10:56 Std.) hatte. Die 37-jährige Langstrecklerin verfehlte bei ihrem souveränen Erfolg ihre persönliche Bestzeit lediglich um zehn Sekunden. „Ich bin Ende Januar am Blindarm operiert worden. Daher konnte sich erst recht spät in die Marathonvorbereitung einsteigen. Da steckt in diesem Jahr noch einiges für mich drin,“ betonte die frühere Mittelstrecklerin, die 2003 einmal Zweite über 1.500m war.

Im Halbmarathon setzte sich Christian Schreiner (LAZ Puma Rhein-Sieg) bei seinem Debüt über diese Distanz in respektablen 1:08:36 Stunden vor Ejob Solomun (SG Wenden, 1:09:09 Std.) und Nikki Johnstone (ART Düsseldorf, 1:10:49 Std.) durch. Der Latein- und Geschichtslehrer, der früher vornehmlich auf den Mittelstrecken zuhause war (2010: 1500m in 3:47,06 Min.), tastet sich langsam an längere Distanzen heran. Geschmack hat er im vergangenen Jahr beim Köln-Marathon gefunden, wo er die klassische Strecke in 2:29:37 Stunden zurücklegte.

Nach einem  kurzen Presseinterview eilte Christian Schreiner schnell wieder in den Zielbereich, wo er seine Freundin Lisa Heimann (LAZ Puma Rhein-Sieg), die in der neuen persönlichen Bestzeit von 1:21:15 Stunden vor Felicitas Vielhaber (TUSEM Essen, 1:22:51 Std.) und Angela Moesch (LG Deiringsen, 1:15:38 Std.) gewann, in die Arme schließen konnte. „Einige Ausdauereinheiten sowie das Ein-und Auslaufen machen wir oft gemeinsam. Ansonsten führt jeder sein eigenes Programm durch,“ berichtete Christian Schreier, der wie seine Freundin beim LAZ Puma Rhein-Sieg von Thomas Eickmann trainiert wird.

Zahlreiche Bands sorgten für die richtige Stimmung

Der Ruhrgebietslauf bescherte wie in den Vorjahren wieder Laufspaß für Jung und Alt. Sehr viel Beifall erhielt eine Oberbürgermeisterstaffel, die auf der klassischen Marathon-Distanz in der Besetzung Thomas Geisel (Düsseldorf), Dr. Frank Dudda (Herne), Bernd Tischler (Gladbeck) und Frank Baranowski (Gelsenkirchen) in 3:50:47 Stunden einen respektablen neunten Platz belegte und dabei sogar das Schalke-Quartett schlug. Gladbecks OB Bernd Tischler war sehr angetan von der neuen Streckenführung durch Bottrop mitsamt dem Durchlauf des Bergwerks Prosper Haniel II: „Die neue Streckenführung über das Gelände von Prosper ist eine großartige Bereicherung und  ein tolles neues Highlight des Vivawest-Marathons.“

Die städteübergreifende Sportveranstaltung  fand auch bei den Zuschauern großen Anklang. Große Stimmung herrschte vor allem auf der Vivawest-Fanmeile auf der Zeche Nordstern einige Kilometer vor dem Ziel. Dort gab es einen abwechselungsreichen Familientag mit einer Hüpfburg, einem Erzähl-Festival-Zelt, einer Bewegungsbaustelle und einer Familien-Rallye. Sehr gut angenommen wurden auch die zahlreiche Bands und Fanpoints entlang der Strecke, die für ordentlich Stimmung sorgten und auch die Läuferinnen und Läufer auf den hinteren Rängen ins Ziel „trugen“, damit ihnen der Vivawest-Marathon in bester Erinnerung bleibt. Den 27. Mai 2018 können sie sich jetzt schon als Termin für die nächste Auflage des  Vivawest-Marathons eintragen.