Ebenfalls in Bergkamen pulverisierte der ehrgeizige Langstreckler des LC Rapid Dortmund die 1.000m-Bestmarke des Leipzigers Heinz Ebermann um mehr als zehn Sekunden. Für Klemens Wittig war es bereits die achte beziehungsweise neunte Rekord-Verbesserung in diesem Jahr, und sein Heiß-Hunger auf Rekorde ist damit noch längst nicht gestillt.
National wird der Geburtsjahrgang für die Einteilung in die verschiedenen Altersklassen herangezogen, international zählt das tatsächliche Alter. Klemens Wittig stieg daher nach seinem Geburtstag auch international in die Alterskategorie M 80 auf.
Bereits am 3. September will er sich bei den deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Bad Liebenzell den M80-Europarekord im 10km-Straßenlauf (45:04 min) vorknöpfen. Dass er diese Zeit laufen kann, bewies er am 11. Juni 2017 in Oelde, als er die Distanz unter schwierigen Bedingungen in starken 44:54 Minuten zurücklegte. Allerdings hatte er das Pech, dass er damals drei Monate zu jung war.
Eine Woche nach den deutschen Straßenlauf-Meisterschaften in Bad Liebenzell reist der rekordhungrige Dortmunder nach Breslau (Polen), wo er beim dortigen Marathon die europäische Senioren-Bestmarke in der Klasse M 80 (3:43:03 h) deutlich unterbieten möchte. Vor fünf Jahren legte er die klassische Distanz noch in bemerkenswerten 3:17:00 Stunden zurück. „Mein linker Fuß bereitet mir zurzeit leichte Probleme. Wenn ich diese Beschwerden in den Griff bekomme, werde ich die Zeit auf jeden Fall knacken", gibt sich der rastlose Rentner zuversichtlich. Von der 1.000m- bis zu Marathon-Distanz möchte er alle M 80-Europarekorde in den beiden kommenden Jahren in seinen Besitz bringen.
Der frühere Ingenieur schreibt alles akribisch auf, sodass er seine Erfolgsbilanz jederzeit abrufen kann. Auf seiner sportlichen Visitenkarte stehen zurzeit 24 Welt-, 22 Europa-, und 39 Deutsche Meisterschafen (Stand 7. August 2017).
Kürzere Strecken stehen demnächst im Fokus
Im kommenden Jahr will sich Klemens Wittig vornehmlich auf kürzere Strecken konzentrieren. Bereits während des Winters will er sein Training daher entsprechend umstellen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat der 24-fache Senioren-Weltmeister abgesehen von leichten Fußbeschwerden, die während des Laufens aber immer weggehen, keine körperlichen Probleme. Wenn alle so fit wären wie Klemens Wittig, müssten viele Ärzte Konkurs anmelden. Allerdings läuft er nicht mehr in Spikes, weil seine Achillessehnen dann rebellieren.
Der ausdauernde Senior, der im vergangenen Jahr 3.712 Kilometer quer durch die USA radelte und auch schon per Drahtesel nach St. Petersburg fuhr, plant vorerst keine Radtour mehr, denn ihm ergeht es wie vielen anderen Rentnern: Er hat keine Zeit. Der Vater zweier erwachsener Töchter engagiert sich nämlich noch ehrenamtlich in der Kirche und erfüllt dort seine zahlreichen Aufgaben mit viel Herzblut. So hat er es nach Wettkämpfen oft eilig, weil er bei Messen als Lektor im Einsatz ist. Auch macht es ihm nichts aus, im Gegensatz zu vielen Jüngeren noch Bänke für das Gemeindefest zu schleppen.
Seinen unermüdlichen Einsatz für die Kirche begründet der erfolgreiche Langstreckler so: „Ich bin unwahrscheinlich dankbar für alles, was ich im Leben erfahren habe, und als Christ weiß ich, bei wem ich mich zu bedanken habe.“